Gradierbauten waren Teile von Salinenanlagen. Salinen dienten ursprünglich viele Jahre zur Gewinnung von Kochsalz aus natürlicher Sole und waren reine Zweckbauten, die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben wurden. Die Sole wurde zur Erhöhung des Salzgehaltes über die Dornwände verrieselt und aufgefangen. Dieser Vorgang wurde wiederholt, bis der höchstmögliche Salzgehalt erreicht war. Aus diesem Vorgang, dem sogenannten Gradieren, leitet sich auch der Name der dafür notwendigen Bauwerke „Gradierbauten“ ab. Anschließend wurde das nunmehr siedewürdige Wasser in Pfannen geleitet, die mit Holz oder Kohle beheizt wurden. Hier wurde das restliche Wasser verdampft, zurück blieb das Salz.
Der Gradierbau Bad Dürkheim ist einer der längsten seiner Art in Deutschland. Er ist der Letzte von ursprünglich sechs Gradierwerken, die zur ehemaligen Salinenanlage „Philippshall“ gehörten. Er ist ein Nachfolgebauwerk einer an gleicher Stelle stehenden noch älteren Gradierbauanlage, deren Betrieb 1844 eingestellt wurde. Die Salzgewinnung über Salinen hatte zu dieser Zeit angesichts billigerer Konkurrenz durch den bergmännischen Salzabbau in großem Stil schon viel von ihrer ursprünglichen Bedeutung verloren. Der Neubau des heutigen Gradierwerks, welcher an die Bedingung einen Badebetrieb aufzubauen geknüpft war, wurde 1847 zur Eröffnung des Solbades Bad Dürkheim fertiggestellt.
Letztendlich wurde die Salzgewinnung 1867 ganz eingestellt. Im Rahmen der sich in dieser Zeit entwickelnden Kurstadt Bad Dürkheim hat man jedoch sehr schnell festgestellt, dass Salinen neben der rein wirtschaftlichen Funktion als Produktionsstätte für Salz auch einen sehr hohen gesundheitlichen Wert haben. Bei der Verrieselung der Sole aus der im Kurpark entspringenden Maxquelle werden auch große Mengen der Mineralien in Form von mikroskopisch feinen Tröpfchen, den Aerosolen, an die Luft abgegeben, die über die Atemwege durch Besucher aufgenommen werden. Es wurde sehr früh erkannt, dass das Einatmen dieser Luft auf den Wandelgängen und in unmittelbarer Nähe der Saline, insbesondere bei Erkrankungen der Atemwege, lindernde Wirkung haben kann. Dieser Effekt ist auch heute noch bei einem Rundgang auf der Saline zu erleben.
Auf 160 Pfeilern ruht der gewichtige Gradierbau in Bad Dürkheim. Die sie umgebenden Sandsteine sind -neben anderen markanten Merkmalen- für den besonderen Charme des Bauwerks verantwortlich. Die über die Jahrzehnte hinweg durch abfließendes Regenwasser und salzhaltige Nebel abgeschliffenen Steine haben mittlerweile teilweise recht bizarre Formen angenommen.
Mit etwas Fantasie kann der Betrachter in den ausgewaschenen Sandsteinen hier skurrile Gesichter mit unterschiedlicher Mimik erkennen: herausfordernd, neugierig oder schüchtern.
Entsprechende Untersuchungen haben ergeben, dass die Pfeiler dringend sanierungsbedürftig sind. In den nächsten Jahren sollen daher sämtliche Steinpfeiler nach und nach ausgetauscht werden.
Das Ursprungsbauwerk aus dem Jahr 1847 wurde oft umgebaut. Die jüngsten Umbauten/Neubauten wurden anlässlich der Gradierbau-Brände in den Jahren 1992 und 2007 nötig: Heute präsentiert sich das Bauwerk schöner als zuvor mit Sonnenterrasse und Aussichtsplattform am Nordende, zwei 10 m hohen und 12 m breiten Portalen, die großzügige Durchblicke gewähren und drei Durchbrüchen im Umgang. Im Südturm befindet sich ein Café. Glanzstück ist eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die den Jahresstrombedarf von circa 70 Haushalten decken könnte.
Der Brandschutz wurde erheblich verbessert und wird im Wesentlichen durch die ganzjährige Berieselung sichergestellt.
Wenn Sie mehr zum Gradierbau wissen möchten, empfehlen wir Ihnen einen Rundgang auf der Saline. An einzelnen Stationen präsentieren Hinweisschilder in kurzer Form Wissenswertes rund um den Gradierbau. Wer darüber hinaus mehr erfahren will kann sich am Eingang im Café einen Audioguide ausleihen. Die Version für Erwachsen bietet dem Nutzer ein umfangreiches Hör- und Informationserlebnis über die Geschichte der Salznutzung in Bad Dürkheim, die Funktionsweise des Gradierbaus sowie den Brand und den Wiederaufbau des historischen Gebäudes. Es steht neben der deutschen auch eine englische Version zur Verfügung.
Bei der Kinderversion erfahren die jungen Besucher in Form eines Hörspiels auf verständliche und spannende Weise viele Details über das Bauwerk und seine Geschichte.
Eintritt:
1,50 € (Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, Gäste / Kurgäste mit gültier Gäste-/Kurkarte, Gästeführer der Stadt Bad Dürkheim sowie Begleitpersonen von Schwerbehinderten mit dem Ausweis „B“ sind kostenfrei).
10er Karte – 12 €
Jahreskarte Bürger – 40 €
Jahreskarte Gäste – 55 €
Audioguide:
5 € – Erwachsenenversion in deutsch oder englisch und Kinderserion in deutsch
Öffnungszeiten:
01.04. bis 30.09. täglich von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr
01.10. bis 31.03. täglich von10:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
Letzter Einlass 30 Minuten vor Schließung.
Ab 20.12 bis 31.01. geschlossen.
Witterungsbedingte Änderungen möglich.